Zündfunk – der Kongress zu Netzkultur, Transparenz und Verantwortung in der digitalen Gesellschaft

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Der Zündfunk Netzkongress ist vielen Deutschen heute gar kein Begriff. Dabei wurden auf den zwischen 2013 und 2020 jährlich stattfindenden Kongressen viele wichtige Themen diskutiert und dabei wertvolle Experteneinblicke geboten. Dabei widmete sich der Kongress vor allem einer übergeordneten Frage: Wie beeinflusst das Digitale unser Leben?

Organisiert und durchgeführt wurde der Kongress vom Bayrischen Rundfunk, genauer gesagt vom Szenemagazin Zündfunk, welches regelmäßig auf Bayern 2 (Radio) ausgestrahlt wird. Neben dem Bayrischen Rundfunk an der Organisation beteiligt waren zudem die „Süddeutsche Zeitung“ sowie der Alpha-Bildungskanal des ARDs.

Zwischen 2013 und 2019 wurde der Kongress dabei im Münchner Volkstheater abgehalten. 2020 fand der letzte Zündfunk Netzkongress Pandemie-bedingt rein virtuell statt. Danach wurde der Kongress leider eingestellt und findet heute nicht mehr statt. Denkbar wäre dabei aber durchaus, dass es in Zukunft ein Revival geben könnte, schließlich wird das Thema Digitalisierung und vor allem Soziale Medien und künstliche Intelligenz immer größer und ist zweifelsohne so relevant wie nie.

Teil des Kongresses waren sowohl Interviews, Panels, Diskussionen, Workshops als auch eine Aftershow-Party für die Beteiligten. Diese Veranstaltungen wurden jeweils auf ein Wochenende aufgeteilt, sodass der Kongress jedes Jahr genau 2 Tage ging.

Der folgende Artikel wird einige der wichtigsten Themen, Einblicke und Erkenntnisse der vergangenen Jahre zusammenfassen und in einem kompakten Überblick verpacken. Beachten Sie dabei, dass dieser Artikel von einem unabhängigen Journalisten erstellt wurde und nicht von den Veranstaltern des Zündfunk Netzkongress stammt.

Ein Rückblick auf die Jahre 2013 bis 2020

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Auch wenn das übergeordnete Thema des Netzkongresses immer der Einfluss des Digitalen auf die verschiedenen Lebensbereiche war, gab es für die jeweiligen Jahre (fast) immer besondere Mottos. Die folgende Übersicht bietet einen kompakten Rückblick auf alle Veranstaltungen.

2013 Der erste Zündfunk Netzkongress war der Zahl 42 gewidmet. Dies war eine Anlehnung an das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adam. Inhaltlich widmete sich der erste Kongress Big Data, Geheimdiensten und dem digitalen Theater. Thematisiert wurden dabei auch die „dunkeln Abgründe“ des Internets und die damit verbundene Kriminalität.

2014 Auch der zweite Zündfunk Netzkongress orientierte sich an Douglas Adams Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Diesmal war das Motto aber „Don`t Panic!“. Die Inhalte wurden dabei zunehmend politischer. Viele der Diskussionen und Interviews drehten sich um die Verbindung zwischen Social-Media bzw. dem Internet im Allgemeinen und Politik.

2015 2015 entschieden sich die Organisatoren des Zündfunk Netzkongress sich der Kult-Filmreihe „Matrix“ anzunehmen und „Take the Red Pill“ zum Motto des dritten Kongresses zu machen. Interessanterweise ist der Ausdruck „Red Pill“ bzw. das Gegenstück, die „Blue Bill“, noch heute ein fester Bestandteil des Internets. In der Regel steht die „Red Pill“ dabei für die Erkenntnis und die „Blue Bill“ für naive Konformität. Genau diese Wahl hatten auch die Zuschauer im Münchner Volkstheater in dieser von einem starken Austausch geprägten Version des Kongresses.

2016 Der aus der Londoner U-Bahn bekannte Ausspruch „Mind The Gap!“ erwies sich als ein sehr passendes Motto für den vierten Netzkongress. Thematisiert wurden dabei vor allem die gesellschaftlichen Klüfte in der digitalen Welt. Für Menschen, die sich heute einige der wichtigsten Präsentationen des Kongresses ansehen möchten, ist das Jahr 2016 damit besonders wertvoll, schließlich sind die gesellschaftlichen Klüfte im Internet heute größer denn je und stellen ein echtes Problem dar. Thematisiert wird dabei etwa der immer größer werdende Hass, der vor allem auch durch die Flüchtlingswelle 2016 befeuert wurde.

2017 WTF als Motto für den Zündfunk Netzkongress? Anders als man auf den ersten Blick meinen sollte, stand WTF für eine ganze Reihe von Themen. Wie etwa das zunehmende Kursieren von Fake News (What the fake?) sowie die bedrohte Freiheit im Internet (What the freedom?). Besonders interessant sind die Diskussionen zu digitalen Grundrechten im Netz sowie die Überlegungen zu einer möglichen Zukunft des Internets (What the future?).

2018 „Cashtag“: Der sechste Zündfunk Netzkongress widmete sich ganz der wirtschaftlichen Bedeutung des Internets. Gerade die großen Social-Media-Plattformen fördern schließlich nachweislich den Konsum und haben sich damit zu einem großen Wirtschaftsfaktor erwiesen. Mitunter erscheint die übermäßige Kritik an den Konzernen dabei aber wenig überzeugend. Insbesondere im Bereich der vorgeschlagenen Gegenmaßnahmen. Neben wirtschaftlichen Themen kam aber auch der Datenschutz nicht zu kurz.

2019 Im Jahre 2019 fand ein Umdenken bei den Organisatoren des Netzkongresses statt. Statt eines festen Mottos entschied man sich ab jetzt jeden Kongress dem Slogan „Frei. Vernetzt. Für Alle.“ zu widmen. Leider war das Jahr 2019 auch das letzte Jahr, in dem der Netzkongress im Münchner Volkstheater stattfand. Die Inhalte aus dem Jahr 2019 sind sehr politisiert und damit definitiv nicht jedermanns Sache, auch wenn dies natürlich auch die zunehmende Radikalisierung in der Gesellschaft widerspiegelt, die in den letzten Jahren gerade im Internet stark zugenommen hat. Nicht alle präsentierten Ideen zur „Demokratisierung“ der Digitalisierung erscheinen heute als reflektiert.

2020 Der letzte Netzkongress im Jahre 2020 fand rein virtuell statt und beschäftigte sich mit den Folgen, welche die Corona-Pandemie auf unsere Gesellschaft hat und welche Rolle dabei das Internet spielt. Thematisiert werden dabei auch hybride Arbeitsmodelle, der virtuelle Schulunterricht und die Auswirkungen der Pandemie auf unser Liebesleben. Zudem werden dabei auch Verschwörungsmythen diskutiert und wie deren Verbreitung gerade durch die Pandemie verstärkt wurde.

Die wichtigsten Erkenntnisse und Überlegungen

Klar ist, dass die vielen gebotenen Inhalte noch heute einen großen Wert haben und keinesfalls ihre Relevanz verloren haben. Aufgrund der Ausstrahlung über den Bayrischen Rundfunk sind viele der Reden und Diskussionen noch heute in der Mediathek der ARD aufrufbar. Zudem gibt es auch auf YouTube sehr viel Content, der sich wirklich lohnt, wie etwa das hier aufgeführte Video, welches Shahak Shapiras „edgy Talk“ vom Netzkongress 2017 gewidmet ist. Da dieser hauptberuflich eigentlich Comedian ist, kommt auch bei dieser etwa 40 Minuten langen Rede der Humor nicht zu kurz. Thematisch geht es hier vor allem um die Gefahren von Social Media und die Konsequenzen, die das ständige „online sein“ auf uns hat. Besonders bedrückend: Heute erscheint das Gesagte umso dringlicher, schließlich sind viele der angesprochenen Gefahren heute allgegenwärtige Realität.

Sehr empfehlenswert ist zudem das in der ARD Mediathek abrufbare Video „Digitale Selbstverteidigung“. Denn anders als bei vielen anderen Beiträge geht es hier vor allem um sehr praktische Aspekte, die wirklich für jeden einen echten Mehrwert bieten. Das Video bietet dabei 10 praktische Tipps, die man im Internet beachten sollte, um seine eigene Sicherheit und Privatsphäre zu gewährleisten. Auch wenn heute fast jeder das Internet nutzt, machen viele Menschen noch immer große Fehler, welche die eigene Sicherheit beeinflussen. Ein Klassiker ist dabei etwa die Nutzung eines einzigen Passworts für verschiedenste Accounts. Auch Sicherheitsrisiken wie das Phishing werden hier thematisiert.

Interessant ist auch der Beitrag „Die Digitalisierung des Fußballs“ von Christoph Biermann (ebenfalls in der ARD Mediathek). Hier geht es darum, welche Auswirkungen Daten auf den Fußball haben. Dargestellt werden dabei vor allem, welche neuen Möglichkeiten durch Datenanalyse und Statistiken entstehen und ob diese den Fußball für Fans unterhaltsamer oder doch eher langweiliger machen. Damit bietet der Zündfunk Netzkongress eine ganz neue Perspektive und erweitert die üblichen Themenliste, der sich der Kongress widmet. Gerade für Fußball-Fans bietet der Beitrag einen enormen Mehrwert.

Wer es lieber doch etwas politischer und Gesellschaftlich relevanter mag und sich für den Zusammenhang zwischen dem Internet, Daten und Wählerverhalten interessiert, sollte einen Blick auf den Beitrag „Regiert von Algorithmen? Die Zukunft robotisierter Politik werfen“ von Mads Pankow werfen. Dieser bietet durch seine Arbeit als Politikberater ganz neue Einblicke in die Digitalisierung und zeigt, welche Rolle dabei vor allem auch die künstliche Intelligenz spielt.

Da die Liste der Beiträge, die während der insgesamt 8 Kongresse gesammelt wurden, doch sehr lang ist, empfiehlt es sich einfach selbst zu recherchieren. Dies geht ganz einfach über die bereits erwähnte ARD Mediathek und YouTube.

Viele Informationen zum Kongress, inklusive wertvoller Video-Beiträge, findet man zudem auf der Webseite des Bayrischen Rundfunks. Diese bietet auch ein Portal zur Zündfunk-Redaktion über welches man sich zu neusten Projekten des Szenemagazins informieren kann und somit die Arbeit der Netzkongress-Erschaffer weiterverfolgen kann.

Aktuellere Beiträge – was kam nach dem Zündfunk Netzkongress?

STRG_F YouTube Film

Da es den Zündfunk Netzkongress seit 2020 nicht mehr gibt, lohnt sich für Interessierte natürlich ein Blick auf wertvolle Inhalte der letzten Jahre, schließlich ändert sich unsere Welt so schnell wie nie, weshalb es wichtig ist, auf dem neusten Stand zu bleiben.

Dabei lohnt sich unter anderem ein Blick auf die folgende Liste interessanter Inhalte:

  • STRG_F: Dieser YouTube-Channel schafft es, interessante Inhalte auf eine verständliche und vor allem offene Art zu hinterfragen. Viele der dargestellten Themen überschneiden sich dabei mit den Inhalten des Zündfunk Netzkongresses. Empfehlenswert sind dabei etwa die Dokumentationen „Gemobbt, geschlagen, gefilmt: Jugendgewalt viral“ oder „Drauf sein auf TikTok: Likes für den Rausch“.
  • TEDx Talks: Wer es eher etwas internationaler mag und seinen Blickwinkel erweitern möchte, sollte zudem einen Blick auf den Kanal TEDx Talks werfen. Dieser YouTube-Kanal bietet zu den verschiedensten Themen primär Englisch-sprachige Keynote-Talks (einige auch auf Deutsch). Viele der weltweit führenden Denker sind genau hier zu finden!
  • Podcasts: Einer der größten Trends der letzten Jahre ist der Aufstieg von Podcasts. Hier gibt es heute eine fast unbegrenzte Auswahl, insbesondere auf Spotify und anderen großen Plattformen wie Apple Podcasts. Hier hat man wirklich die „Qual der Wahl“, wobei es oft aber gar nicht so einfach ist, qualitativ gute Optionen zu finden. Wer sich für eine wirtschaftliche Blickweise auf die Digitalisierung interessiert, sollte einen Blick auf den Handelsblatt Disrupt Podcast werfen.